Geflügel unter Druck: Thermischen Stress verstehen und bekämpfen.

Veröffentlicht am: March 27, 2024
Autor: Biochem Team
Zeit: 7 min read

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Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Geflügel reagiert sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen. Schwankungen außerhalb der "Komfortzone" können zu erheblichen Gesundheits- und Produktivitätsproblemen führen.

  • Thermischer Stress tritt sowohl in Form von Hitze- als auch Kältestress auf. Beide Extreme können das Immunsystem, das Wachstum, die Eierproduktion und das allgemeine Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen.

  • Verhaltensänderungen wie Zusammendrängen, Hecheln und herabhängende Flügel deuten auf Unwohlsein hin.

  • Proaktives Management ist entscheidend. Optimieren Sie die Belüftung, passen Sie das Futter an und beobachten Sie genau, um eine angenehme Umgebung zu schaffen.

  • Unterschätzen Sie nicht den Einfluss der Fütterung. Futteradditive und Ergänzungsfuttermittel können in stressigen Zeiten wertvolle Unterstützung bieten.


Das Jahr 2023 wurde als das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen erfasst. Die zunehmende Realität des globalen Klimawandels wirft einen Schatten auf verschiedene Sektoren, einschließlich der Geflügelproduktion. Geflügel ist besonders anfällig für Temperaturschwankungen. Wenn es Hitzestress ausgesetzt ist, leidet seine Gesundheit und Produktivität. Die Häufigkeit extremer Wetterereignisse nimmt zu. Das Verständnis der Auswirkungen von Hitzestress auf Geflügel und die Entwicklung effektiver Managementstrategien sind daher nicht nur für das Wohlergehen der Vögel, sondern auch für die Nachhaltigkeit und Rentabilität der gesamten Geflügelproduktionskette von entscheidender Bedeutung.

Die Auswirkungen der Temperatur auf Geflügel verstehen.

Vögel sind Warmblüter, wie Säugetiere. Sie können ihre Körpertemperatur selbst regulieren. Anders als bei Säugetieren gibt es bei Vögeln keine absolute Körpertemperatur, diese kann stark schwanken. Die Körperkerntemperatur eines Vogels liegt normalerweise bei 41°C (40-42°C), kann aber auch bis zu 45°C erreichen.

Der Körper eines Vogels arbeitet am effizientesten in der thermoneutralen Zone. Dies bedeutet, dass der Vogel seine Körpertemperatur aufrecht hält, ohne zusätzliche Energie für die Thermoregulation zu verbrauchen. Bei den meisten Geflügelarten liegt diese Temperatur zwischen 18 und 24 °C. Sie kann jedoch je nach Alter, Körpergewicht und Gefieder variieren. Temperaturen außerhalb der thermoneutralen Zone können zu thermischem Stress führen.

Es ist jedoch nicht nur die Umgebungstemperatur, die berücksichtigt werden muss. Es besteht eine Wechselwirkung zwischen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die die Fähigkeit eines Organismus beeinflusst, sich kühl zu halten. Dies wird als die Enthalpie der Luft bezeichnet. Sie kann als die in der Luft gespeicherte Energiemenge betrachtet werden. Je mehr Energie in der Luft gespeichert ist, desto weniger Energie kann ein Organismus zur Thermoregulation an die Luft abgeben.

Eine Reihe vielfältiger und komplexer Funktionsmechanismen wird durch thermischen Stress ausgelöst. Diese Mechanismen zielen darauf ab, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Sie ermöglichen es den Vögeln, in einer schwierigen Umgebung zurechtzukommen. Einige dieser Schlüsselmechanismen sind

  • Wärmeabgabe

  • Veränderungen der Atmung

  • Regulierung des Blutflusses

  • Elektrolythaushalt

  • Hormonelle Reaktionen

  • Hochregulierung von Hitzeschockproteinen

  • Anpassung des Verhaltens

Der Einfluss der Kälte.

Niedrige Umgebungstemperaturen verursachen bei Geflügel in der Regel Kältestress. Die Vögel müssen Energie aufwenden, die sie normalerweise für die Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit und Produktivität verwenden würden. Kältestress kann daher negative Auswirkungen auf das antioxidative, das immunologische und das neuroendokrine System haben und sogar zum Tod führen.

Bei Vögeln, die unter Kältestress leiden, kann es zu einer erhöhten Futteraufnahme kommen, um den Kalorienbedarf für die Thermoregulation zu decken. Wenn es jedoch sehr kalt ist, kann es sein, dass die Vögel die Futter- und Wasseraufnahme verringern, weil sie sich weniger bewegen. Geflügel, das unter Kältestress leidet, zeigt häufig eine geringere Wachstumsrate, eine geringere Legerate und eine erhöhte Anfälligkeit für Gesundheitsprobleme wie z. B. Atemwegserkrankungen.

Unter dem Einfluss von Kältestress, zeigen Vögel mehrere Verhaltensweisen, die eng mit dem Energiesparen verbunden sind, wie z. B. Zusammenkauern, Aufplustern der Federn, um warme Luft einzufangen, Zittern und das Aufsuchen geschützter Plätze (Abbildung 1).

Abbildung 1: Anzeichen für thermischen Stress bei VögelnAbbildung 1: Anzeichen für thermischen Stress bei Vögeln.

Hitze, ein heißes Thema.

Aufgrund der von Natur aus hohen Körpertemperatur des Geflügels ist Hitzestress schwieriger zu bewältigen als Kältestress. Geflügel schwitzt nicht und reguliert seine Körpertemperatur hauptsächlich durch Hecheln. Steigt sowohl die Umgebungstemperatur als auch die Luftfeuchtigkeit, werden die natürlichen Kühlmechanismen unwirksam, was zu Hitzestress führen kann. Der Grad des Unbehagens, den der Vogel wahrscheinlich empfindet, kann mit Hilfe eines Temperatur-Feuchte-Index abgeschätzt werden. Je höher dieser Index ist, desto größer ist das Unbehagen, das das Tier wahrscheinlich empfindet, und desto effektivere Maßnahmen sind erforderlich, um das Tier zu unterstützen (Abbildung 2).

Abbildung 2: Temperatur-Feuchte-Index. Ein Maß für den Grad des UnbehagensAbbildung 2: Temperatur-Feuchte-Index. Ein Maß für den Grad des Unbehagens, den das Geflügel wahrscheinlich aufgrund der kombinierten Wirkung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit empfindet. Werte < 50 korrelieren mit wenig oder keinem Hitzestress; 50-57 korrelieren mit leichtem Hitzestress; 58-66 korrelieren mit mäßigem Hitzestress; 67-72 korrelieren mit starkem Hitzestress und Werte > 72 korrelieren mit extremem Hitzestress.

Hitzegestresstes Geflügel muss überschüssige Körperwärme abgeben. Die Überhitzung zeigt sich durch bestimmte Verhaltensweisen. Das häufigste Anzeichen ist verstärktes Hecheln. Vögel, die unter Hitzestress leiden, haben oft einen erhöhten Wasserverbrauch und eine verringerte Futteraufnahme. Dies führt zu einer geringeren Produktivität.

Vermehrtes Staubbaden kann zur Abkühlung beitragen, und das Spreizen oder Hängenlassen der Flügel kann die Luftzufuhr zum Körper verbessern. Wenn sich die Vögel zunehmend unwohl fühlen, können sie unruhiger werden, ihr Nist- oder Schlafverhalten ändern, um kühlere Plätze aufzusuchen, oder sogar aggressiver werden und vermehrt picken (Abbildung 1).

Auswirkungen von Hitzestress auf physiologische Systeme.

Thermischer Stress wirkt sich auf ganze Systeme aus. Ein wichtiges System ist das Immunsystem. Wenn der Körper sich mehr auf die Thermoregulierung konzentriert, zieht dieser Energie von den Immunfunktionen ab, was zu einer Unterdrückung des Immunsystems führt. Hitzestress löst zudem die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol aus, die die Immunreaktion weiter unterdrücken. Diese Immunsuppression erhöht die Krankheitsanfälligkeit, was die Produktivität verringert, und die Mortalität erhöht. Außerdem verringert die Immunsuppression die Wirksamkeit von Impfungen.

Hitzestress erhöht die Freisetzung reaktiver Sauerstoffspezies. Dieser oxidative Stress schädigt Bestandteile der Immunzellen und beeinträchtigt deren Funktion und Fähigkeit, Krankheitserreger zu eliminieren. Darüber hinaus stört Hitzestress auch das intestinale Mikrobiom. Das Mikrobiom spielt eine entscheidende Rolle bei der Modulation des Immunsystems und dem Schutz vor der Invasion von Krankheitserregern. Daher führen thermische Stressereignisse häufig auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen über den Darm.

Thermisch gestresste Vögel haben ein Kaloriendefizit aufgrund eines erhöhten Stoffwechsels während Kälteschocks oder einer verringerten Futteraufnahme während Hitzeperioden. Dieses Energiedefizit wirkt sich letztlich auf Wachstum, Fortpflanzung, Immunfunktion und Leistung aus. Darüber hinaus kann extreme Hitze zu Hitzschlag und extreme Kälte zu Erfrierungen und Gewebeschäden führen.

Darüber hinaus kann Hitzestress den Fortpflanzungszyklus von Legehennen und Zuchthennen stören, indem er den Eisprung und die Eibildung beeinträchtigt. Dies führt zu einer verringerten Eiproduktion, einer schlechteren Eiqualität (aufgrund dünnerer Schalen) und einer erhöhten Rate von Eieranomalien. Es wurde auch bewiesen, dass Hitzestress die Schlupffähigkeit der Eier verringert.

Insgesamt hat Hitzestress erhebliche Auswirkungen auf das Geflügel, was aufgrund seiner Auswirkungen auf die zootechnischen Leistungen auch erhebliche finanzielle Folgen hat. Heutzutage bieten genetische Ansätze ein großes Potenzial zur Bekämpfung von Hitzestress. Die Auswahl von Geflügelrassen oder genetischen Linien, die gegenüber Hitzestress toleranter sind, gewinnt in Geflügelzuchtprogrammen zunehmend an Bedeutung. Dadurch kann die allgemeine Widerstandsfähigkeit und Produktivität verbessert werden, insbesondere in heißen Klimazonen und während Hitzewellen.

Mehr als nur Management: Ein Ernährungsarsenal für thermisch gestresstes Geflügel.

Neben strukturellen und umweltbedingten Strategien zur Bewältigung von thermischem Stress, wie Belüftung, Besatzdichte und Stallgestaltung, bleiben die Sicherstellung des Zugangs zu kühlem, sauberem Wasser und die Anpassung der Futterrezepturen und Fütterungsplänen die wichtigsten Instrumente zu dessen Bewältigung. Es wurden verschiedene Fütterungsstrategien untersucht, um die schädlichen Auswirkungen von Hitzestress in der Geflügelindustrie zu mildern. Einige dieser Strategien beinhalten die Verwendung von Futteradditiven und Ergänzungsfuttermitteln, die Mineralien, Vitamine und andere Nährstoffe enthalten, die den Vögeln helfen sollen, thermischen Stress besser zu bewältigen.

Antioxidantien wie Selen, Vitamin E und C sowie bestimmte B-Vitamine können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von thermischem Stress auf Geflügel zu mildern. Diese Antioxidantien unterstützen das Immunsystem und helfen, den durch thermischen Stress verursachten oxidativen Stress zu reduzieren.

Aminosäuren wie Lysin und Methionin sind wichtig für die Aufrechterhaltung der Proteinsynthese und der Muskelfunktion. Die Zufuhr dieser Aminosäuren kann das Wachstum und die Leistung in Zeiten von Hitzestress unterstützen. Inhaltsstoffe wie Probiotika, Präbiotika, Pflanzenextrakte und Zink können dazu beitragen, das Immunsystem der Vögel zu stärken und die Auswirkungen von Entzündungen zu reduzieren. Sie können den Vögeln helfen, besser mit Stress umzugehen.

Biochem bietet ein umfassendes Sortiment an Futterzusatzstoffen und Ergänzungsfuttermitteln an. Dazu gehören unsere Hepatron® Betain-Futterzusatzstoffe, E.C.O.Trace® organisch gebundene Spurenelemente, sorgfältig ausgewählte phytoaktive Inhaltsstoffe und probiotische Stämme sowie unsere LiquiVit- und StressPack-Produktreihen. Viele dieser Produkte sind wasserlöslich und können dazu beitragen, den Appetit anzuregen und die Futteraufnahme aufrechtzuerhalten. So wird sichergestellt, dass die Vögel auch bei thermischem Stress passend ernährt werden.

Unsere Inhaltsstoffe und Rezepturen sind auf die Bekämpfung von thermischem Stress abgestimmt und können dazu beitragen, die Leistung des Geflügels zu erhalten, die Mortalität zu senken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Schützen Sie Ihr Geflügel vor thermischem Stress!

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